Wörtlich bedeutet Kompatibilität (Compatibility) soviel wie Vereinbarkeit oder Verträglichkeit. In der Informationsverarbeitung und Computertechnik kann man sich den Begriff vielleicht mit Anschließbarkeit, Passfähigkeit oder Lauffähigkeit umschreiben. Irgend ein Y (Programm, Gerät, Computer usw.) ist zu irgend einem X kompatibel, wenn Y in seinen Gebrauchseigenschaften X ersetzen kann. In der Praxis unterscheidet man verschiedene Formen und Grade der Kompatibilität: Zwei Programme sind zueinander datenkompatibel, wenn sie gleichartige Eingangsdaten entgegennehmen und gleichartige Ausgangsdaten liefern. Sie sind zueinander funktionskompatibel, wenn sie aus den gleichen Eingangswerten stets gleiche Ausgangswerte erzeugen.
Zwei Geräte sind zueinander anschluss- oder steckerkompatibel, wenn sie an den gleichen Computer-Anschluss (an das gleiche Interface) passen. Sie sind zueinander funktionskompatibel, wenn sie die gleichen Funktionen ausführen können. Zwei Computer sind zueinander programmkompatibel, wenn beide die gleichen Programme abarbeiten können.
Aufwärts- und Abwärtskompatibilität Wenn Y zu X kompatibel ist, aber irgendwie erweitert oder verbessert (Y leistet dasselbe wie X, aber zusätzlich mehr, erbringt die Leistung von X in kürzerer Zeit usw.), so ist Y abwärtskompatibel zu X; in umgekehrter Betrachtungsweise ist X aufwärtskompatibel zu Y. In einer Redeweise, die an der Mathematik orientiert ist: Die Menge der betreffenden Eigenschaften, die in Y verkörpert sind, enthält die entsprechenden Eigenschaften von X als Teilmenge.
Die Abbildung veranschaulicht die Aufwärts- und Abwärtskompatibilität. Des Weiteren ist der Unterschied zwischen vollständiger und beschränkter Aufwärts- und Abwärtskompatibilität dargestellt. Wenn beispielsweise in einem neu entwickelten Computer nicht alle funktionellen Eigenschaften seines Vorgängers vorgesehen sind, ist er nur beschränkt abwärtskompatibel. Man kann sich in einem solchen Fall nicht darauf verlassen, dass wirklich alle „alten” Programme auch tatsächlich auf der neuen Hardware lauffähig sind.
Weshalb ist Kompatibilität so wichtig?
Die Wichtigkeit „kompatibler” Lösungen in Hard- und Software lässt sich durch folgende Stichworte beschreiben: Modularität, Austauschbarkeit, Erweiterbarkeit, Wertbeständigkeit, Wettbewerb.
Wenn Ihre Hardware aus zueinander kompatiblen Einrichtungen besteht, können Sie die einzelnen Einrichtungen so kombinieren, wie dies für Ihre Zwecke am günstigsten ist. Sie können unter verschiedenen konkurrierenden Angeboten wählen. Soll Ihr System in einer bestimmten Hinsicht erweitert, verbessert oder modernisiert werden, so müssen Sie nicht die gesamte Hardware neu anschaffen, sondern Sie tauschen nur die betreffenden Einrichtungen aus oder fügen neue Einrichtungen hinzu.
Für Programme und Daten ist Kompatibilität noch wichtiger: wären Datenbestände nicht kompatibel, könnten Sie bei jedem Wechsel von einem Programm zum anderen die bereits angelegten Datenbestände nicht weiterverwenden. Wären Computer nicht programmkompatibel, müssten Sie bei jedem Wechsel der Hardware auch die Software austauschen, das heißt praktisch: neu anschaffen. Kompatibilität erhält also den Wert von getätigten Investitionen und von geleisteter Arbeit. Ein allgemeines „Umfeld” der Kompatibilität (in ihren verschiedenen Formen und Graden) regt den Wettbewerb an und führt so zu einem breiten Angebot bei günstigen Preisen.
Sehen Sie sich den Personalcomputer an: Alles ist irgendwie „kompatibel”. Wenn es jemanden in den Sinn kommt, eine bessere Tastatur zu erfinden: er braucht sich ausschließlich nur auf diese Tastatur zu konzentrieren; ist sie kompatibel, wird sie an Millionen von Personalcomputern passen. Lassen Sie sich irgend etwas einfallen, um einen neuen PC mit weit überlegener Verarbeitungsleistung auf den Markt zu bringen. Sie müssen nur für Kompatibilität sorgen: Tastaturen, Monitore, Plattenspeicher usw. sind dann zu Niedrigstpreisen verfügbar, und Sie müssen nicht ein einziges Anwendungsprogramm neu schreiben, um die Überlegenheit Ihrer Lösung zu demonstrieren. Vielmehr können Sie auf eine unübersehbare Vielfalt von Software zurückgreifen, deren Gesamtwert viele Milliarden Euro beträgt.